Pfarrer Rainer Schmidt erklärt im großen PROtestant-Gespräch, dass Inklusion „eine Gesamtaufgabe ist, bei der alle Menschen mitverantwortlich sind“. Er könne aber als Mensch mit Behinderung viel zum Gelingen beitragen. „Indem ich selbst definiere, wie ich behandelt werden möchte, welche Spielräume ich nutzen möchte“, sagt Schmidt macht zugleich deutlich, dass Integration und Inklusion zwei Paar Schuh seien und man die Begriffe nicht verwechseln dürfe. Klar sei: „Inklusion wird noch lange ein besonderes Thema sein, aber es wird hoffentlich immer mehr gelebt“, so der selbst körperbehinderte Spitzensportler, der als Tischtennisweltmeister und inzwischen auch als Kabarettist bundesweit bekannt ist.
Ulrich Hamacher, Geschäftsführer der Diakonie Bonn und Region, warnt vor einer „Mogelpackung Inklusion“. „Wenn wir Menschen, was unser Anspruch sein sollte, ernsthaft in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichberechtigt teilhaben lassen wollen, kostet das nicht nur einen starken Gestaltungswillen, sondern vor allem mehr Geld“, kommentiert der Chef der Bonner Diakonie.
Der St. Augustiner Religionslehrer Paul Zenner fasst ein heißes Eisen an und beklagt die an vielen Stellen mangelhaften Rahmenbedingungen für Inklusion an Regelschulen. „Gemeinsamer Unterricht unter diesen Bedingungen schade Kindern mehr als es ihnen hilft“ lautet seine Erfahrung als Seelsorger und Pfarrer. Er rate daher allen Eltern von Kindern mit Behinderung darauf zu achten, dass ihr Kind „die optimalen Rahmenbedingungen für gute Inklusionsarbeit“ vorfinde. Und das könne dann auch weiterhin die Förderschule sein.
Die Zeitung PROtestant, die drei Mal im Jahr mit einer Auflage von 6.500 Exemplaren erscheint, kann kostenlos bezogen werden: Evangelischer Kirchenkreis Bonn, Adenauerallee 37, 53113 Bonn (Tel.: 0228 / 6880 300, presse@bonn-evangelisch.de). Herausgeber sind die Kirchenkreise An Sieg und Rhein, Bonn sowie Bad Godesberg-Voreifel. Die Ausgabe 57 erscheint zum 8. Oktober 2016.